In seiner jährlichen Rede zum Unabhängigkeitstag im vergangenen August würdigte Premierminister Narendra Modi öffentlich den Rashtriya Swayamsevak Sangh (R.S.S.), eine hindu-nationalistische Organisation, der er zuschrieb, sein Leben geprägt und eine bedeutende Rolle bei der Transformation Indiens gespielt zu haben. Modis Anerkennung war seine bisher deutlichste Unterstützung der R.S.S. während seiner 11-jährigen Amtszeit, die mit der diesjährigen Hundertjahrfeier der Gruppe zusammenfiel und ihren beträchtlichen Einfluss in der indischen Politik unterstreicht.
Die R.S.S., die vor einem Jahrhundert gegründet wurde, entstand zunächst als eine Organisation, die sich auf die Förderung des hinduistischen Stolzes als Reaktion auf die historische muslimische Herrschaft und den britischen Kolonialismus konzentrierte. Im Laufe des vergangenen Jahres haben Reporter der New York Times mit R.S.S.-Führern gesprochen, an ihren Versammlungen teilgenommen und lokale Zweigstellen besucht, um die Entwicklung der Organisation und ihre Auswirkungen auf das heutige Indien zu verstehen.
Die Organisation, die ihr Engagement für die Bewahrung der Kultur und die nationale Einheit beteuert, ist wegen ihrer Ideologie und angeblicher Verbindungen zu hinduistischen Gruppierungen mit Vorherrschaftsanspruch in die Kritik geraten. Kritiker argumentieren, dass die Agenda der R.S.S. religiöse Minderheiten, insbesondere Muslime, marginalisiert und eine hindu-zentrierte Vision von Indien fördert, die die säkularen Grundlagen des Landes untergräbt. Befürworter hingegen betonen, dass die R.S.S. eine patriotische Organisation ist, die sich dem sozialen Dienst und der Wiederbelebung hinduistischer Werte verschrieben hat, die sie als wesentlich für die kulturelle Identität Indiens ansehen.
Die R.S.S. hat ihre Reichweite durch ein Netzwerk von angeschlossenen Organisationen ausgebaut, die in den Bereichen Bildung, Wohltätigkeit und sozialer Aktivismus tätig sind. Diese Organisationen, die zusammen als Sangh Parivar bekannt sind, arbeiten daran, die Ideologie der R.S.S. zu fördern und verschiedene Aspekte der indischen Gesellschaft zu beeinflussen. Das Wachstum der Organisation ist in den letzten Jahrzehnten besonders bemerkenswert, parallel zum Aufstieg des Hindu-Nationalismus als einer wichtigen politischen Kraft in Indien.
Der Einfluss der R.S.S. erstreckt sich bis zur regierenden Bharatiya Janata Party (BJP), wobei viele der Parteiführer einen Hintergrund in der Organisation haben. Die Politik der BJP, wie die Aufhebung von Artikel 370 in Jammu und Kaschmir und die Verabschiedung des Staatsbürgerschaftsänderungsgesetzes, spiegelt die langjährigen Ziele der R.S.S. wider, die nationale Sicherheit zu stärken und die Interessen hinduistischer Flüchtlinge zu priorisieren. Diese Politik hat Kontroversen ausgelöst und Bedenken hinsichtlich der Aushöhlung der Rechte von Minderheiten und der Unparteilichkeit der Regierung geweckt.
Mit dem Beginn ihres zweiten Jahrhunderts bleibt die Rolle der R.S.S. bei der Gestaltung der Zukunft Indiens Gegenstand intensiver Debatten. Die Anhänger der Organisation sehen ein starkes und prosperierendes Indien, das in seinem hinduistischen Erbe verwurzelt ist, während ihre Kritiker die Folgen ihres wachsenden Einflusses auf die pluralistischen und demokratischen Werte des Landes befürchten. Die kommenden Jahre werden wahrscheinlich bestimmen, inwieweit sich die Vision der R.S.S. von Indien durchsetzt und welche Auswirkungen sie auf das soziale Gefüge der Nation hat.
Discussion
0 comments
Share Your Thoughts
Your voice matters in this discussion
Login to join the conversation
No comments yet
Be the first to share your thoughts!